In der der Welt der harten Riffe ist sein Name schon lange bekannt – doch auch in der Vegan-Community hört man immer öfter von ihm: Pi Stoffers. Als Gitarrist der Band Lord of the Lost, die unter anderem am Eurovision Song Contest teilgenommen haben und weltweit mit Größen, wie Iron Maiden auf Tour sind. Pi spricht mit uns darüber, warum ihm Musik so wichtig ist, erzählt warum er vegan lebt und wie er das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben möchte.
In diesem Interview erzählt er zudem, welche Herausforderungen das vegane Tourleben mit sich bringt und warum Nachhaltigkeit auf Tour ein zentrales Thema für ihn ist. Neben seiner musikalischen Arbeit spricht Pi über seine Erfahrungen mit Anfeindungen im Internet und den besonderen Moment, als Iron Maiden sie für ihre Tour anfragte.
Das erwartet dich im Interview & Podcast mit Pi Stoffers:
- Pi erzählt, wie es war, mit Lord of the Lost beim ESC dabei zu sein, und warum sie die Erfahrung trotz des letzten Platzes genossen haben.
- Er spricht darüber, wie bei ihrer Band alles zusammengehört – von der Musik über Make-up bis hin zum Artwork.
- Pi beschreibt, wie es sich angefühlt hat, mit Iron Maiden auf Tour zu gehen, und wie krass die Shows vor so riesigem Publikum waren.
- Er erzählt, warum er angefangen hat, sich vegan zu ernähren, und wie Tierleid, Umwelt und auch persönliche Gründe dabei eine Rolle gespielt haben.
- Pi erklärt, wie sie es auf Tour schaffen, sich vegan zu ernähren, auch wenn es in manchen Ländern schwieriger ist.
- Er spricht darüber, wie er mit Kritik und Anfeindungen umgeht, besonders nach ihrem ESC-Auftritt, und wie er gelernt hat, das nicht an sich ranzulassen.
- Als Politiker würde er Fleisch teurer machen und Inlandsflüge verbieten, wenn es eine gute Zugverbindung gibt.
Hier findest du einen Ausschnitt des Interviews. Das komplette Interview gibt es im Podcast.
Pi, stell dich bitte kurz vor – was sollten unsere Leser:innen über dich wissen?
Pi Stoffers: Meine Band Lord of the Lost, für Leute, die nicht in unserer Musikszene unterwegs sind, kennen uns vielleicht vom Eurovision Song Contest letztes Jahr, wo wir die Fahne hochgehalten haben für den letzten Platz von Deutschland. Ich habe selber auch einen Podcast, der nennt sich Gina’s Room, zusammen mit meiner Partnerin Jessica Swart, einer Tattoo-Künstlerin. Da sprechen wir weniger über pflanzliche Ernährung, sondern mehr über Musik, die Tattoo-Branche und politische Themen, weil Politik aus keinem Bereich wegzudenken ist.
Du hast den ESC angesprochen. Wie war diese Erfahrung für dich – und würdet ihr es wieder tun?
Pi Stoffers: Für uns war das richtig, richtig geil. Es war eine unvergleichliche Zeit, weil ich das mit nichts vergleichen kann. Das ist nach dem Super Bowl die zweitgrößte TV-Show der Welt. Der ganze Weg dahin, der Vorentscheid, die Presse, das Echo – das war alles etwas, was wir so noch nie erlebt haben. Klar, letzter Platz – darüber müssen wir nicht diskutieren, das finden wir nicht so geil. Aber das steht für uns komplett im Kontrast zu der guten Zeit, die wir hatten. Ich würde das jederzeit wieder machen, wenn die Zeit reif ist. Vielleicht nicht direkt nächstes Jahr, aber irgendwann bestimmt.
Du hast erwähnt, dass euer ESC-Auftritt auch polarisiert hat. Gerade online gab es viel Kritik. Wie gehst du damit um?
Pi Stoffers: Zum großen Teil prallt das an mir ab. Das liegt vor allem daran, dass wir als Band schon länger polarisieren, gerade durch unser Aussehen. Wir schminken uns auf der Bühne, glitzern, tragen, was wir wollen. Unsere Musik lässt sich nicht so einfach in ein Genre packen. Das führt dazu, dass man oft mit Anfeindungen konfrontiert ist, gerade von rückwärtsgewandten Leuten, die sagen: ‚Wie schwul seht ihr denn aus?‘ Allein das zeigt ja schon, wo diese Leute stehen. Beim ESC war das dann natürlich eine andere Dimension, weil uns viel mehr Leute gesehen haben. Das war anfangs schon heftig. Es gab auch Tage, an denen ich das Internet ausgemacht habe, weil es mir zu viel wurde. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen.
Ihr wart mit Iron Maiden auf Tour. Wie kam es dazu – und wie war die Erfahrung?
Pi Stoffers: Das war surreal. 2019 hatten wir die Anfrage, sie 2020 auf ihrer Stadiontour zu supporten. Steve Harris hat uns über YouTube entdeckt, hat es seinen Söhnen gezeigt und gesagt: ‚Ey, das ist cool.‘ Die fanden uns auch gut. Letztendlich waren wir 2022 und 2023 mit ihnen unterwegs. Das war eine unfassbare Erfahrung, vor allem die Größe dieser Tour. In Polen haben wir vor 70.000 Menschen gespielt. Aber was mich am meisten beeindruckt hat, war, wie menschlich die Produktion war. Jeder, von der Crew bis zur Band, war unfassbar herzlich. Das hat mir gezeigt, dass es auch in dieser Größe möglich ist, professionell und respektvoll zu arbeiten.
Neben Musik ist vegane Ernährung ein wichtiges Thema für dich. Warum hast du dich dafür entschieden, vegan zu werden?
Pi Stoffers: Ich ernähre mich seit 2020 vegan, davor war ich noch nicht lange vegetarisch. Es gibt ja viele, die sich jahrelang vegetarisch ernähren und dann erst den Schritt machen. Bei mir war das anders: Es ging recht schnell. Aber ich muss sagen, ich hatte auch den Vorteil, dass ich während der Corona-Pandemie viel Zeit hatte, mich mit dem Thema zu beschäftigen und die Umstellung in meinen Alltag zu integrieren. Begonnen hat es bei mir mit Dokus, die ich gesehen habe. Dadurch ist mir klar geworden, dass etwas in unserem System komplett falsch läuft – insbesondere, was Tierleid angeht. Ich konnte irgendwann einfach nicht mehr mit mir vereinbaren, dass Tiere so ein unfassbares Leid erfahren müssen, nur weil ich ein Steak auf dem Teller haben will. Das war für mich der Hauptanstoß. Tierleid ist nach wie vor ein sehr wichtiger Punkt für mich.
Zusätzlich kam aber auch ein anderer, eher egoistischer Grund hinzu: Ich hatte immer ein ziemlich schwieriges Verhältnis zu meinem Körper. Früher war ich übergewichtig und habe mich damit nicht wohlgefühlt. Das hat sich über die Jahre verbessert, aber es war ein langer Prozess. Ernährung spielt dabei eine riesige Rolle. Ich habe gemerkt, dass ich durch pflanzliche Ernährung nicht nur mein Wohlbefinden steigern kann, sondern mich insgesamt gesünder fühle. Es klingt vielleicht egoistisch, weil Veganismus eigentlich nichts Egoistisches an sich hat – man denkt ja an andere Lebewesen und die Umwelt. Aber dieser gesundheitliche Aspekt war für mich ebenfalls ein Anreiz. Ich habe außerdem festgestellt, dass ich durch die Umstellung viel bewusster mit meiner Ernährung umgehe. Ich beschäftige mich mehr mit den Lebensmitteln, die ich zu mir nehme, und das hat mir geholfen, mich besser zu fühlen – nicht nur körperlich, sondern auch mental. Das war für mich ein positiver Nebeneffekt.
Was sind deine Tipps für Menschen, die vegan werden wollen?
Pi Stoffers: Nehmt euch Zeit. Niemand muss von heute auf morgen alles ändern. Es geht um einen Prozess. Informiert euch, probiert neue Sachen aus. Und wenn ihr euch mal unsicher seid oder Fehler macht, ist das auch okay. Jeder kleine Schritt zählt.
Wie funktioniert vegane Ernährung auf Tour?
Pi Stoffers: Das ist auf Tour manchmal ein bisschen schwieriger, weil man oft in Regionen oder Ländern unterwegs ist, in denen vegane Ernährung noch nicht so verbreitet ist wie bei uns in Deutschland. Hier sind wir echt privilegiert, was die Auswahl an veganen Optionen angeht. Wenn wir zum Beispiel in Polen spielen, in Warschau oder Krakau, weiß ich schon, dass es da nicht so einfach wird. Klar, ich kann Kartoffeln essen oder irgendein Gemüse, aber eine wirklich ausgewogene vegane Ernährung ist da oft eine Herausforderung.
Um das besser zu steuern, haben wir in unseren Catering-Rider – das ist sozusagen die Liste mit Anforderungen für unser Essen, die wir den Veranstaltern geben – reingeschrieben, dass wir rein vegetarische und vegane Optionen möchten. Das ist Vertragsgegenstand, also wird das normalerweise auch umgesetzt. Trotzdem hängt es natürlich davon ab, wie gut die Show verkauft ist und welches Budget der Veranstalter hat. Wenn wenig Budget da ist, wird da vielleicht auch mal gekürzt, und dann muss man flexibel sein.
Was uns hilft, ist, dass wir versuchen, Lebensmittel, die übrig bleiben, nicht einfach wegzuwerfen. Wir fordern in unserem Rider explizit, dass verderbliche Sachen wie Obst oder Gemüse, das nicht verbraucht wird, entweder uns mitgegeben oder gespendet werden. Wir nehmen die Sachen dann oft mit in den Nightliner, unseren Tourbus, weil man nachts unterwegs keinen Supermarkt ansteuern kann. So haben wir immer etwas für den nächsten Tag. Es gibt auch so kleine Tricks. Zum Beispiel wissen wir inzwischen, dass es an vielen Raststätten vegane Optionen gibt. In Polen haben wir zum Beispiel an Tankstellen vegane Krakauer gefunden – das hat uns echt überrascht. Wenn du aufmerksam bist, findest du immer irgendwo eine Möglichkeit.
Ein weiterer Punkt ist, dass ich mich auf Tour auch vorbereite, indem ich vorher eine Art soziale und körperliche „Ladephase“ mache. Ich isoliere mich ein paar Tage vor der Tour, lade meine Batterien auf und achte darauf, mich schon da gesund zu ernähren. Denn auf Tour sind die Zeitpläne oft sehr flexibel, und man ist fast ständig von Menschen umgeben – sei es Crew, Band oder Fans. Da ist es wichtig, dass ich vorher fit bin und mich an einen Rhythmus gewöhne.
Am Ende ist es eine Mischung aus guter Planung, Flexibilität und dem Versuch, nachhaltig mit den Ressourcen umzugehen, die wir haben. Das Catering auf Tour ist da eine wichtige Stellschraube. Und ich glaube, das Bewusstsein wächst auch bei Veranstaltern. Wir versuchen, mit unseren Anforderungen auch einen kleinen Beitrag zu leisten.
Lass uns mal ein Gedankenspiel machen: Stell dir vor, du wärst Politiker und hättest die Möglichkeit alles zu verändern, was du möchtest. Was würdest du tun?
Pi Stoffers: Ich würde gucken, dass bestimmte Lebensmittel stärker besteuert werden – oder zumindest gleich besteuert. Ich sage ja gar nicht, dass Sachen wie Kuhmilch oder Fleisch komplett scheiße sind und niemand das ab jetzt mehr haben darf. Aber es braucht Veränderungen. Es macht einfach keinen Sinn, dass pflanzliche Alternativen teils als Luxusprodukt gelten, während der Aldi-Nacken für 2,99 Euro zu haben ist. Diese Preis-Diskrepanz ist einfach viel zu groß.
Da sehe ich vor allem große Unternehmen in der Verantwortung, gerade auch Konzerne wie Aldi oder Lidl. Die stehen ja sowieso schon in der Kritik, zum Beispiel durch die Albert-Schweitzer-Stiftung, die gerade eine Petition laufen hat, damit sich die Haltungsanforderungen in der Tierhaltung verbessern. Die Forderung: weniger Tiere halten, bessere Bedingungen schaffen und das Ganze dann eben zu einem höheren Preis verkaufen. Das würde auch der Endkonsument merken und sich vielleicht denken: ‚Okay, tut weh im Geldbeutel, kaufe ich halt weniger Fleisch.‘ Oder vielleicht auch mal gar keins – das wäre natürlich cool. Aber es geht erst mal darum, dass weniger gekauft wird.
Ein weiterer Punkt ist eine Zuckersteuer. Wir haben unfassbar viele Produkte, die viel zu viel Zucker enthalten. Gerade Fertigprodukte sind voll damit, und die sind dann auch noch super billig. Das trägt dazu bei, dass wir als Gesellschaft immer ungesünder werden. In anderen Ländern gibt es bereits eine Zuckersteuer, und die haben damit Erfolge erzielt. Ich finde, das sollte es auch hier geben. Wenn so etwas wie Fertiglasagne oder Softdrinks teurer wird, weil der Zucker stärker besteuert wird, überlegt man sich vielleicht zweimal, ob man das wirklich kauft. Es würde natürlich nicht alles ändern, aber es könnte ein Bewusstsein schaffen.
Und dann gibt es noch das Thema Reisen. Ich bin selbst betroffen, weil ich viel unterwegs bin. Aber ich finde es einfach absurd, dass wir so viele Inlandsflüge haben. Spanien macht es vor: Dort sind Inlandsflüge verboten, wenn die Strecke mit der Bahn in unter zweieinhalb oder drei Stunden machbar ist. Das ist ein guter Ansatz, um den Flugverkehr zu reduzieren und gleichzeitig die Bahn als Alternative zu stärken. Natürlich gibt es dafür auch Gegenargumente, und nichts ist perfekt, aber irgendwo muss man anfangen.
Ich weiß, dass man mit einem Tag als Politiker nicht die Welt verändern kann. Aber solche Dinge würde ich zumindest anstoßen.
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Pi Stoffers im Plantbased Podcast:
Das hier ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Interview im Podcast. Wenn du das komplette Gespräch und die ausführlichen Antworten hören möchtest, höre unbedingt in den Plantbased Podcast mit Pi Stoffers rein.
Im Podcast sprechen wir unter anderem über die Herausforderungen auf Tour, seine Kollaborationen mit Künstlerinnen und Künstlern, wie Blümchen und Heaven Shall Burn und seine Vision einer nachhaltigeren Musikindustrie.
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Yannick
Hi, ich bin Yannick, komme aus dem Schwarzwald und habe das Magazin 2019 gegründet. Ich lebe seit ich 6 Jahre alt bin vegetarisch und schon weit über 10 Jahre vegan. Mir war es schon immer wichtig, Menschen zu inspirieren, wie einfach und lecker vegane Ernährung sein kann, ohne zu missionieren. Dafür habe ich dieses Magazin und den Podcast "Plantbased." ins Leben gerufen, um so viele Menschen, wie nur möglich zu inspirieren.
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